Was ist ein Science Shop?
Science Shops führen auf Grund von Anliegen seitens Bürgerinnen und Bürgern oder der lokalen Zivilgesellschaft unabhängige, partizipative, wissenschaftliche Forschungen durch. Dies umfasst auch Forscherinnen und Forscher, die eng mit zivilgesellschaftlichen Organisationen oder anderen Mitgliedern der Gesellschaft zusammenarbeiten, um neues Wissen aufzubauen, welches dafür verwendet werden kann, gesellschaftliche Themen besser zu verstehen oder anzupacken.
Science Shops sind keine „Shops“ im herkömmlichen Sinne. Sie helfen, Wissen für Organisationen aufzubauen, denen keine Ressourcen oder Expertise zur Verfügung stehen, um eigene Recherchen durchzuführen.Zahlreiche Science Shops sind innerhalb von Universitäten und Forschungsinstituten angesiedelt. Sie können jedoch ebenso von gemeinnützigen Organisationen und selbst Unternehmen geleitet werden, welche ihre Recherche-Expertise zu Gunsten der lokalen Gemeinschaft zur Verfügung stellen möchten.
Wozu sollte eine zivilgesellschaftliche Organisation Forschung betreiben?
Forschung und Recherche sind hilfreich für den Aufbau von Wissen und liefern wichtige Daten für die Arbeit einer zivilgesellschaftlichen Organisation. Sie können letztlich Veränderung innerhalb einer Gemeinschaft herbeiführen. So kann Forschung zum Beispiel neue Einsicht in ein Problem bieten und Organisationen dabei unterstützen, die Beweggründe oder Herausforderungen ihrer Zielgruppe besser zu verstehen, oder sie kann auch neue Wege und Ideen aufzeigen. Die Erkenntnisse können sich in Förderungsanträgen niederschlagen. Es können Entscheidungen darüber getroffen werden, wo Ressourcen am besten untergebracht sind, neue Produkte oder Dienstleistungen können entwickelt werden, oder aber es lassen sich konkrete, neue Maßnahmen davon ableiten.
Wer kann auf das Angebot eines Science Shops zurückgreifen?
Die Vertreterinnen und Vertreter zivilgesellschaftlicher Organisationen oder lokaler Gemeinschaften können mit einem Problem, für das sie etwas Forschungsarbeit als hilfreich erachten, an einen Science Shop herantreten. Projektanfragen können beispielsweise von gemeinnützigen Organisationen stammen, die mit jungen Menschen oder an umweltbezogenen Themen arbeiten, von einer Patientenvereinigung oder auch von einem lokalen Sportclub. Selbst eine Gruppe an Bürgerinnen und Bürgern mit gemeinsamen Bedenken hinsichtlich eines Themas, das ihre lokale Gemeinschaft betrifft, kann von den Leistungen eines Science Shops profitieren.
In vereinzelten Fällen erhalten Science Shops auch Anfragen von anderen Organisationen, wie zum Beispiel Unternehmen oder staatlichen Institutionen. In diesem Fall müssen die gewünschten Ergebnisse allerdings von einer breiteren gesellschaftlichen Relevanz sein: Science Shop-Projekte sind nämlich nicht dafür gedacht, bezahlte Beratungsleistungen im Forschungsbereich zu ersetzen.
Welche Art von Forschungsarbeit führen Science Shops aus?
Das Forschungsgebiet, das bedient werden kann, hängt von der Expertise des Science Shops ab, sowie von jenen, die die Projekte durchführen. Manche Science Shops fokussieren möglicherweise einen gewissen Themenbereich, während andere auch in der Lage sein können, ein breiteres Spektrum an Anfragen zu übernehmen.
Die am besten geeigneten Forschungsmethoden werden ausgewählt, sobald die Forschungsfrage klar definiert wurde. Es können Fragebögen, Interviews, Fokusgruppen oder Arbeitsplatzrecherche in Frage kommen, beispielsweise um herauszufinden, welche Forschungsergebnisse zu einem gewählten Thema bereits existieren. Die Daten werden häufig von jener Person gesammelt, welche die Forschung letztendlich durchführt. Doch auch zivilgesellschaftliche Organisationen bis hin zu Bürgerinnen und Bürgern können involviert sein. Im Anschluss an die Analyse der Daten werden die Ergebnisse und Empfehlungen in praktischer und leicht verständlicher Form präsentiert.
Nicht alle Science Shop-Projekte basieren jedoch auf traditionellen Forschungstechniken. Manche Projekte sind vielmehr eine Beratungsleistung für gemeinschaftliche Organisationen (z. B. Ratschläge aus den Bereichen Recht oder Unternehmensentwicklung), oder sie beziehen sich auf konkrete Produkte, zum Beispiel technische Produkte, Machbarkeitsstudien, Websites, Werbematerial oder Kampagnen.
Manche Science Shops führen auch andere Arten von Projekten aus, wie beispielsweise die Entwicklung von Bildungsressourcen oder Durchführung anderer Aktivitäten aus den Bereichen Beratung oder der Miteinbeziehung relevanter Interessensgruppen zur aktiven Mitarbeit.
Wer führt die Forschungsarbeit aus?
Prinzipiell hängt dies vom jeweiligen Science Shop ab. Es kann sich mitunter um Studierende unter Supervision handeln, die als Teil ihrer These oder als Aufgabe innerhalb einer Lehrveranstaltung forschend tätig werden und durch die Arbeit an realen Projekten wertvolle Erfahrung erhalten. Manche Science Shops setzen auch eigene ForschungsmitarbeiterInnen oder andere interne Recherche-Expertise dafür ein.
Welche Art der Beteiligung ist nötig?
Ein Schlüsselfaktor ist jener, dass die Forschungsarbeit partizipativ und kollaborativ sein soll. Es handelt sich also immer um aktive Beteiligung von Mitgliedern der betreffenden Gemeinschaft, in einer fairen und beidseitig vorteilhaften Partnerschaft. Der Science Shop arbeitet eng mit der zivilgesellschaftlichen Organisation zusammen um sicherzustellen, dass die auszuarbeitende Thematik klar verstanden wurde und die Ergebnisse maximalen Nutzen bringen. Je mehr Zeit eine zivilgesellschaftliche Organisation dabei für das Projekt zur Verfügung hat, desto hilfreicher werden die potenziellen Ergebnisse sein.
Diese Art der Forschungsarbeit erfordert auch einen ganzheitlichen Ansatz: es muss auf die größeren Zusammenhänge geachtet werden. Die Blickwinkel anderer Interessensgruppen sind ebenfalls zu berücksichtigen – jene mit eingeschlossen, die langfristig Veränderungen beeinflussen könnten, wie zum Beispiel politische und andere Entscheidungstragende.
Entstehen dabei Kosten?
Science Shops bieten ihre Leistungen im Normalfall kostenfrei an. In manchen Fällen kann eine Organisation gebeten werden geringfügige Kosten zu übernehmen, wie beispielsweise Ausgaben für Reisetätigkeit oder Ausstattung. Handelt es sich bei dem Projekt um eine groß angelegte Initiative, so werden die Kosten möglicherweise durch eine Projektförderung gedeckt, und der Science Shop agiert als Projektpartner. Diese Punkte werden jedoch im Zuge der ersten Kontaktaufnahme geklärt.